Liebe Freunde,

Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten und fröhlichen Sonntag!

An diesem Sonntag steht das Bild des guten Hirten im Mittelpunkt. Es stammt von Jesus selbst. Und er greift damit ein populäres Bild aus dem alten Testament auf.

„Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.“ (Johannes 10,11-16)

Den Zuhörern Jesu war natürlich Psalm 23 bekannt („Der Herr ist mein Hirte…“). Und sie kannten auch das 34. Kapitel des Propheten Hesekiel über die schlechten Hirten, die nur sich selbst weiden und sich nicht um die Schafe kümmern. Ebenso wie die dortige Zusage Gottes: „Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.“ (Hesekiel 34,11f)

Jesus verkündet, dass diese Prophetie in seiner Person erfüllt ist. Er selbst ist der gute Hirt, von dem der alte Bund spricht. Wer zu seiner Herde gehört, darf sicher sein, dass sich dieser gute Hirt um ihn kümmert, selbst wenn er sich einmal verlaufen haben sollte.

Zugleich ist dieses Evangelium, ebenso wie das Prophetenwort eine ernste Mahnung an alle, die als Hirten (lateinisch. „pastores“) Verantwortung tragen. Leider gab es im Laufe der Geschichte immer wieder solche „Hirten“, die diesen Namen nicht verdienen, sondern von Jesus zurecht „Mietlinge“ genannt werden. Solche, die nur sich selbst weideten und die Schafe im Stich ließen; die zuließen, dass Wölfe in die Herde einbrachen. Und es gibt sie noch heute.

Die Mahnung des Propheten betrifft dabei nicht nur kirchliche sondern auch weltliche Autoritäten. Jede echte Autorität ist eine Art Stellvertretung Gottes, des guten Hirten, des wahren Hirten. Diesem Hirten ist jeder, der Autorität ausübt, verpflichtet. Als Abgeordnete im EU-Parlament tragen meine Kollegen und ich Verantwortung für die Menschen. Es tut gut, sich immer wieder daran zu erinnern, dass unsere Autorität nur geliehen ist, dass wir uns nicht wie Mietlinge verhalten dürfen. Und es tut gut, sich selbst in die Hände des guten Hirten zu begeben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen frohen und gesegneten Sonntag.

Ihr
Joachim Kuhs