Liebe Mitbürger,

wie können wir als Christen, als Konservative, als überzeugte Europäer in einer Welt leben und überleben, die alles, was nicht links und „woke“ ist, aus dem Gedächtnis, dem Denken und dem Handeln der Menschen eliminieren möchte? Wie verhindern wir, dass unsere Kultur „gecancelt“ wird? Der Bestseller-Autor Rod Dreher („Die Benedikt-Option“) gibt in seinem neuesten, jetzt auf deutsch erschienenen Buch „Lebt nicht mit der Lüge“ Antworten, die ich Ihnen gerne weiterempfehle. (Bibliographische Angaben zum Buch unten)

Zunächst müssen wir der Realität ins Auge blicken: Wir haben es mit einem neuen Totalitarismus zu tun. Und wie jeder Totalitarismus wird auch dieser keine Kompromisse eingehen. Wir haben es mit Ideologen zu tun, welche die ganze Macht wollen. Mehr noch. Sie wollen alle vorherigen Traditionen verdrängen mit dem Ziel, alle Aspekte der Gesellschaft unter die Kontrolle dieser Ideologie zu bringen. Die jüdische Philosophin Hannah Arendt hatte den totalitären Staat schon vor Jahrzehnten so definiert: „Ein totalitärer Staat strebt nichts weniger an, als die Wirklichkeit zu definieren und zu kontrollieren. Diejenigen, die an der Macht sind, entscheiden, was wahr ist.“

Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann werden Sie mir zustimmen, dass wir bereits auf dem besten Weg dorthin sind. Wer glaubt, dass der Irrsinn, dem wir ausgesetzt sind, irgendwann nicht mehr überboten werden kann, der wird fast Tag für Tag eines Schlechteren belehrt: Keine Absurdität im Namen von Wokeness und Cancel Culture ist so absurd, dass sie nicht immer wieder überboten werden könnte. Und die Daumenschrauben gegen alle, die das nicht mitmachen wollen, werden immer enger gezogen. Es interessiert dabei nicht, dass viele Forderungen und Vorstellungen der „Woken“ schon mit ganz normaler Logik völlig inkompatibel sind.

Zu den Merkmalen jedes Totalitarismus gehört auch, dass er meist nur von einer Minderheit vertreten wird. Wenn diese jedoch entschlossen und schlau genug ist, kann sie ihre Ideologie durchsetzen. Denn die große Mehrheit bleibt in der Regel gleichgültig und apathisch, stets bereit sich um der – vermeintlichen – Bequemlichkeit willen anzupassen. Und dem Totalitarismus in den Untergang zu folgen.

Für Konservative, insbesondere für Christen wird die Luft also zunehmend dünner. Was können wir tun? Rod Dreher sucht und findet Antworten bei den Dissidenten gegen die kommunistischen Totalitarismus, insbesondere in Polen und der damaligen Tschechoslowakei. Der Widerstand wurde getragen von zwei Säulen: den Kirchen und den Familien.

Ein Christ, der seinen Glauben bewahren und weitertragen will, muss sich daher, so Dreher, persönlich verpflichten, nicht mit der Lüge zu leben. Wohlstandschristen, die das Evangelium mit einer Wohlfühlbotschaft verwechseln, werden keine Chance haben.

Christen gleich welcher Konfession müssen Zellen bilden, in denen sie gemeinsam mit anderen Christen beten, singen, die Schrift studieren, sich weiterbilden und sich vor allem gegenseitig unterstützen können.

Unsere Familien müssen zu einem Hort werden, an dem der Glaube gelebt und weitergegeben wird. Ein echtes Heim, in dem man sich wohl fühlen, zu dem man immer wieder zurückkehren kann. Da es unmöglich ist, unsere Kinder vom schädlichen Einfluss der Ideologie fernzuhalten, müssen wir sie gleichsam immunisieren: Indem wir ihnen die Schönheit unseres Glaubens in seiner Tiefe vermitteln, indem wir ihnen aber auch beibringen, zwischen Lüge und Wahrheit, zwischen Böse und Gut zu unterscheiden. Sie müssen in der Lage sein, die Lüge und das Böse als solches zu erkennen und zurückzuweisen. Sie müssen lernen, Menschen und Ereignisse richtig einzuordnen.

Schließlich sollten wir unser kulturelles Gedächtnis pflegen und erhalten. Denn wer die Vergangenheit kontrolliert, der kontrolliert auch die Zukunft.

Der neue Totalitarismus wird langfristig genauso wenig Bestand haben, wie seine Vorgänger. Er ist in sich instabil. Aber er kann und wird auf seinem Weg viel Unglück anrichten. Daher ist Widerstand geboten. Dieser ist nur mit widerständigen Persönlichkeiten möglich. Und es ist notwendig schon jetzt all das zu bewahren, zu pflegen, weiterzugeben und auszubauen, was uns lieb und teuer ist.

Liebe Mitbürger, Sie wissen, dass ich nicht zu den Schwarzsehern gehöre, die glauben, dass alles den Bach runter geht. Doch dass wir uns auf schwierige Zeiten einstellen müssen, ist unausweichlich. Wer vorbereitet ist, wird diese Zeiten besser überstehen und schließlich erfolgreich überwinden.

Herzliche Grüße

Ihr

Joachim Kuhs

 

Rod Dreher:

Lebt nicht mit der Lüge!
272 Seiten
2023 Media Maria
ISBN: 978-3-947931-48-4