Liebe Mitbürger,

„sage mir, wer Nazivergleiche ungestraft bringen darf, und ich sage dir, wer in unserer Gesellschaft die Macht hat.“ Wahre Worte, des evangelische Pfarrers und Psychologen Achijah Zorn auf dem Portal „Tichys Einblick“. Überhaupt empfehle ich Zorns hervorragende Kolumne „Doppelmoral. Das Minenfeld der Vergleiche mit dem nationalsozialistischen Deutschland“ Ihrer geschätzten Lektüre.

http://tichyseinblick.de/…/doppelmoral-minenfeld…/

Wer mich kennt und meine Beiträge liest, weiß, welchen Abscheu ich vor dem Nationalsozialismus und seinen millionenfachen Verbrechen empfinde. Umso mehr beunruhigt mich, dass die Bezeichnung „Nazi“ mittlerweile so inflationär gebraucht wird, dass sie ihren Schrecken zu verlieren droht.

Den (vorläufigen) Tiefpunkt markierte vor einigen Tagen der „Komiker“ Jan Böhmermann mit einem Tweet zum Sommer-Interview von CDU-Chef Friedrich Merz. Dieser hatte eingeräumt, dass es auf kommunaler Ebene durchaus punktuelle Zusammenarbeit zwischen CDU und AfD geben könne. Zuvor hatte Merz die CDU als „Alternative für Deutschland mit Substanz“ bezeichnet.

Der mit Ihren Zwangsgebühren üppig bezahlte Regierungsclown Böhmermann kommentierte dies mit den Worten: „Keine Sorge, die Nazis mit Substanz wollen nach aktuellem Stand voraussichtlich nur auf kommunaler Ebene mit Nazis zusammenarbeiten.“

Die Empörung auf Seiten der CDU über diesen in der Tat unsäglichen Satz folgte prompt. Allerdings, und das zeigt, dass die CDUler überhaupt nichts begriffen haben, nur über den Teil, in dem Böhmermann Merz und die Union als „Nazis mit Substanz“ beschimpft. Dass er gleichzeitig unsere Bürgerpartei – hinter der mittlerweile mehr als jeder fünfte Wähler steht – als „Nazis“ bezeichnete, scheint niemanden bei der CDU zu stören. Damit zeigt sie, dass sie sich dem Herrschaftsanspruch der Linken komplett unterworfen hat. Dass linke Eliten nur noch mit Verachtung auf die Union herabschauen, ist die logische Konsequenz.

Nun fordert das hilflose Lavieren von Friedrich Merz durchaus zum Lachen heraus. Sein flehendes Betteln, beim ökosozialistischen Umbau unseres Landes doch bitteschön auch mitmachen zu dürfen und sein gleichzeitiges verzweifeltes Bemühen, konservative Wähler zurückzugewinnen, ist Realsatire pur. Aber darum geht es hier nicht.

Wenn der beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätige Böhmermann ungeniert alles rechts der SPD als „Nazi“ bezeichnet, dann übernimmt er nicht nur den Nazibegriff von Linksextremisten, dann dämonisiert er nicht nur alle Andersdenkenden, dann erklärt er nicht nur jeden zum Todfeind, der nicht auf die Ampel-Tour selig werden will – dann verwässert er vor allem den Nazibegriff und verharmlost die Verbrechen der echten Nationalsozialisten.

Dabei steht Böhmermann nur stellvertretend für einen völlig aus dem Ruder gelaufenen Diskurs. Da man den politischen Gegner – und das ist in erster Linie die AfD – nicht inhaltlich stellen kann, diffamiert man ihn. Und nimmt dabei sozusagen als Kollateralschaden in Kauf, dass sich „Nazi“ zu einem Allerweltsschimpfwort entwickelt. Eine Beleidigung der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns und Totalitarismus.

Übrigens sollten auch und gerade Rechte der Versuchung widerstehen, „Nazi“ als Kampfbegriff gegen linke politische Gegner zu verwenden. Zum einen, weil es historisch und sachlich falsch ist, zum andern und vor allem aber, weil man damit indirekt ebenfalls den linken Herrschaftsanspruch festigt. Denn wer über Nazivergleiche bestimmt, hat die Macht!

Kehren wir stattdessen zu einer rationalen, gerne in der Sache harten aber doch fairen Diskussionskultur zurück!

Herzliche Grüße

Ihr

Joachim Kuhs